Dekanatsausflug an den Wolfgangssee

Gemeinsamer Ausflug an den WolfgangsseeIm vollbesetzten Doppeldecker-Bus startete ab Pilsting am Mittwoch die Ausflugsfahrt des Dekanats Frontenhausen-Pilsting unter der geistlichen Leitung von Dekan Johann Ammer und Pfarrer Johann Irberseder. Trotz strömenden Regens den ganzen Tag über bedauerte keiner der Teilnehmer die Fahrt, waren doch äußerst denkwürdige Besichtigungsobjekte das Fahrziel. Die jährliche Ausflugsfahrt des Dekanats war wieder als Dankeschön des Dekanats an die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter in den einzelnen Pfarreien gedacht.

Der Weg führte zunächst nach St. Wolfgang im Salzkammergut. In der dortigen Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Wolfgang feierten die Ausflügler zunächst gemeinsam eine Andacht, bevor eine Führung durch das Gotteshaus stattfand. Dieses geht auf eine erste Kapelle zurück, die der Schutzpatron der Diözese Regensburg, der Heilige Wolfgang, an dieser Stelle erbaute hatte. Wolfgang war erst mit 44 Jahren zum Priester geweiht worden, wurde aber schon vier Jahre später 972 zum Bischof von Regensburg geweiht. Vor der Fehde zwischen dem bayerischen Herzog und dem Kaiser, in dessen Verlauf 976 Regensburg erobert wurde, zog sich Wolfgang in das Benediktinerkloster Mondsee zurück. Am Abersee errichtete er das erste Kirchlein zu Ehren Johannes des Täufers, wobei diese Kirche sowie der gesamte Ort später den Namen „Sankt Wolfgang“ bekam.  977 kehrte er nach Regensburg zurück. Nach seinem Tod 994 wurde Wolfgang in seiner Klosterkirche St. Emmeram in Regensburg beigesetzt.

Nach Besichtigung des Ortes, wo viele auch beim durch Operette und Film bekannten Hotel „Weißen Rössl am Wolfgangsee“ vorbeischauten und dem Mittagessen führte die Fahrt, wie es anschließend wohl die meisten so empfanden, zum Höhepunkt der Reise, zum Europakloster Gut Aich. Denn keiner konnte sich zunächst recht vorstellen, was sich dahinter verbergen würde.
Bereits die Gebäudekomplexe vermittelten von außen nicht auf Anhieb das Bild eines traditionellen Klosters. Das ist nicht verwunderlich, denn das Kloster wurde erst 1994 gegründet und geht auf eine Schenkung der Franziskanerinnen zurück, die zuvor hier ein Kinderheim hatten.
Empfangen wurden die Gäste von Bruder Thomas, in seiner Arbeitskleidung nicht auf Anhieb an einen Mönch erinnernd – jung, in Jeans, die längeren Haare zu einem Haarschopf gebunden; lediglich der weiße Overall mit Kapuze ging in mönchische Gewandung.
In der modernen Klosterkirche erläuterte Bruder Thomas die Geschichte und die Intention des Klosters. 2004 war der endgültigen kanonischen Errichtung des Benediktinerklosters Gut Aich in St. Gilgen zugestimmt worden. Die Mönche, nach den Regeln des Hl. Benedikt lebend, nennen sich „Europa-Benediktiner“, weil sie mit ihrem gemeinsamen Leben bewusst ein Zeichen sein wollen für ein Europa, in dem die Vielfalt von Menschen und Völkern nicht Hindernis, sondern Chance für ein erfülltes Leben ist. Ziel ist das friedliche Miteinanderleben, das gute nachbarschaftiche Verhältnis. Ziel des Klosters ist es vor allem auch, Zeit für die Menschen zu haben, die hierher kommen mit ihren Anliegen. Das  wirtschaftliches Standbein der Klostergemeinscahft ist die ambulante Behandlung durch das Hildegardzentrum im Rahmen der Physiotherapie und Psychotherapie in Zusammenarbeit mit den Krankenkassen, der Kellerei mit Herstellung von Likören, Kosmetika, Kulinarien, Tinkturen, dem Klosterladen und den Kunstwerkstätten.

Am Anfang des Klosterbestehens wurden Gottesdienste mit 15 Personen gefeiert, nun sind es im Monat an die 2000 Mitfeiernden. Besonders begehrt sind die Familiengottesdienste mit 80 und 100 Kindern, weil da die Kinder im Mittelpunkt der Messfeier stehen („Kinder sind Engel ohne Flügel“) und die Mönche nach dem Gottesdienst  (nicht nur) für die Kinder noch Kasperltheater spielen.
Besonders berührend waren die Erläuterungen über die Ausstattung der kleinen Kirche. So wurde z.B. von den farbenprächtigen Fenstern eines von einem jüdischen Arzt gestiftet, dessen Mutter als einzige der Familie nicht im KZ umkam – in Verbundenheit mit der jetzigen Generation, damit sich solche Geschehen nicht noch einmal wiederholen. Der Leuchter, vom damaligen Bundeskanzler Kohl gespendet. Eine Künstlerarbeit von Bruder Thomas als Dankbarkeit gegenüber dem Hl. Antonius beim Wiederauffinden eines lange vermissten Schlüsselbundes: in eine Schublade können Anliegen hinterlegt werden, die Erlöse aus den Kerzenspenden an seinem Bildnis kommen Kindern in Palästina zugute , wo christliche, jüdische und islamische Kinder gemeinsam unterrichtet und erzogen werden.
Die barocke Madonna in der Marienkapelle: sie stand früher in einer Nische im Elternhaus des heutigen Prior in der Oberpalz. Dessen Großvater hatte angesichts des gesehen Leides im KZ Flossenbürg bei Holzlieferungen Insassen zur Flucht verholfen. Dadurch kam er selbst in KZ-Haft, seine Familie wurde vom Hof vertrieben. Bei Kriegsende wurde der Hof völlig geplündert. Rund 20 Jahre danach kam ein Brief aus Polen, worin ein ehemaliger polnischer Zwangsarbeiter schrieb, dass er die Marienfigur gerettet und im Nachbarhaus zum Schutz vor Dieben eingemauert habe. Die Figur wurde wieder aufgefunden und später in das Kloster nach Gut Aich gebracht. Auf dem Wege zum Kloster fand sich ein großer Segenspender: die Familie eines namhaften niederbayerischen Ziegeleiunternehmens spendete angesichts der Marienfigur und deren Schicksalsweg sämtliche Ziegeln für den Klosterbau und dessen künftigen Baulichkeiten.
Eine Ikone stammt von Papst Johannes Paul II., der sie angesichts der Wiedervereinigung Deutschlands und der Einheit Europas an Helmut Kohl geschenkt hatte und der wiederum befand, dass sie im Europakloster Gut Aich den würdigsten Platz habe.
Die Orgel, eine Spende eines Orgelbauers für seine Genesung. Der künstlerische Dornenbusch mit den vielen Lichtplätzen als Ausdruck für die Anwesenheit Gottes – fast jeder Gegenstand in der Kirche hatte seine eigene Geschichte.
Tief beeindruckt und nach einem gemeinsam gesungenen Kirchenlied führte Bruder Thomas die Gäste noch durch den Kräutergarten und die Kellerei, wobei auch Kostproben derer verschiedener Produkte angeboten wurden.
Auf der Heimreise kehrte die Gruppe als Zwischenhalt noch im Klostergasthof Raitenhaslach zur Brotzeit und geselligen Gesprächen ein, bevor die Fahrt in die Heimatpfarreien fortgesetzt wurde.