Dekanatstag in Pilsting

Am Mittwoch, 28. September, fand der turnusmäßige Dekanatstag des Dekanats Frontenhausen-Pilsting in diesem Jahr in Pilsting statt. Nach der Tagung der Geistlichen und hauptberuflichen Mitarbeiter des Dekanats im Pfarrsaal und dem Abendgottesdienst in der Pilstinger Pfarrkirche hielt Dr. Bertram Stubenrauch, Professor für Dogmatik in München, in Zusammenarbeit mit der KEB Dingolfing-Landau vor vollem Zuhörersaal einen Vortrag zum Thema „Kirche und … die Ämter in der Kirche: biblisch – dogmatisch – zukünftig?“.

Prof. Stubenrauch stellte an den Beginn seiner Ausführungen eine Beschreibung der Problemlage. So sind zur Arbeitsentlastung der Pfarrern die Verwaltungsaufgaben anders zu strukturieren. Es muss nicht zwingend der Pfarrer als Geistlicher auch Verwaltungsleiter eines Kindergartens sein oder Baumaßnahmen leiten, dies können auch Personen aus dem weltlichen Bereich übernehmen. Stubenrauch erinnerte auch an Demokratie innerhalb der Kirche oder Frauen  als Diakone als eigenes Amt, die wie früher einen eigenen Aufgabenbereich haben.

Die katholische Kirche  prägt  sich im Ämteraufbau in seiner Dreigliederung Papst – Bischof – Pfarrer.  Christus war Jude und das Judentum hatte auch Ämter, Arbeitsstrukturen, die das frühe Christentum übernommen hat. Jesus berief 12 Apostel, die ihm nachfolgten und predigten, 72 Jünger, die Zuhause blieben, aber mitarbeiteten , und Israel als das Volk Gottes. Als Jesus nicht mehr da war, waren Presbyter (Pfarrer) und Diakone als Assistenten in den Ortschaften, auf die die Apostel schauten. Als die Apostel starben, vernetzten sich die Pfarrer, wobei sich in einer Ortschaft jeweils ein begabter Mann als beaufsichtigender Bischof herausbildete. Am Anfang war ein Bischof  einer Ortschaft also nur für ein kleines Gebiet zuständig. Doch die Diözesen wurden immer größer und damit das Amt des Bischofs immer bedeutungsvoller. Diese zweitausendjährige Struktur der katholischen Kirche kann Stärke sein, kann aber auch Starre bewirken.

Eine fatale Wirkung trat ein, als unter Otto I. Bischöfe zu Reichsfürsten wurden und damit in ihren Aufgaben verweltlicht wurden. Sie mussten in den Krieg ziehen, handelten nicht im Sinne Jesu, waren in Sorge um Geld und Macht, zum Teil auch nicht geweiht und standen dadurch für pastorale Aufgaben nicht zur Verfügung, während die Pfarreienstruktur funktionierte. Als Gegenströmung dieser Verweltlichung entstanden die Orden.

Zwei Priesterbilder kamen auf. In der einen Auffassung, die bis in die Zeit der Pius-Päpste hineinreichte, wurde der Priester als eine Art Christusgestalt gesehen, der als Mittler zwischen Gott und Volk handelt, aber nicht Teil des Volkes ist. Denn durch das Priesteramt wird sein Amt so gewandelt, dass er ein heiliges Leben wie Christus führt. Dieses überzogene Priesterbild führte hin zu Problemfragen, ob ein Priester überhaupt in ein öffentliches Bad gehen oder Radfahren dürfe. An den Ansprüchen dieses Priesterbildes scheiterten  oder zerrieben sich viele Geistliche.

Die zweite Auffassung über das Priesteramt geht auf dessen Ursprung zurück. Der Priester stellt sich nicht in den Vordergrund.  Wenn er in seinen Dienst tritt, z.B. in der Messe, tritt in seiner Person Christus auf gemäß dem Wort Christi an die Apostel: „Wer euch hört, hört mich“. Undenkbar ist eine Pfarrei ohne einen Geistlichen. Dieses Priesterbild entlastet einen Geistlichen. Die Kirche braucht das Amt des Priesters, weil der eigentliche Herr Christus ist, andererseits kann jeder Geistliche seine unterschiedlich ausgeprägten Stärken und sein Charisma einbringen, das er mit den Fähigkeiten und Charismen von Personen seiner Pfarrei verstärken kann.

Stubenrauchs Forderung am Schluss seines Vortrages: dass die Pfarreien ihre Gemeinschaft neu gestalten, stärker beleben unter Vertrauen auf das Wirken des heiligen Geistes. Sekten zeigen eine größere Lebendigkeit als katholische Gläubige, von denen jeder zwar für sich sein privates Stück des Glaubens im Gottesdienst abhole, aber die Gemeinschaft vernachlässige.
Die zahlreichen anschließenden Fragen an den Referenten zeigten noch einmal das große Interesse der Zuhörer an dem vorgetragenen Thema.