Die Gläubigen nicht hängen lassen, wenn es brennt

Johann Ammer als neuer Dekan im Gebiet Pilsting-Frontenhausen im Interview mit der Landauer Neuen Presse

Der 43-Jährige aus Weng (Landkreis Landshut) ist seit 4. Oktober 2010 Dekan im katholischen Dekanat Frontenhausen-Pilsting und folgt damit Alfred Wölfl nach. Seit 2001 wirkt Johann Ammer als Pfarrer in Pilsting, vorher war er Kaplan in Regenstauf und Gangkofen. Mit der Heimatzeitung sprach er über kirchliche Jugendarbeit, die Gefahr der Überlastung aufgrund der neuen Aufgaben und die Zukunft des kirchlichen Wirkens vor Ort.

Herr Ammer, wer hat Sie über die Ernennung zum Dekan informiert? Was war Ihre erste Reaktion?
Johann Ammer: Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller hat mich angerufen und über die Entscheidung in Kenntnis gesetzt. Zum einen freut man sich natürlich über die Wertschätzung des Bischofs und der Mitbrüder, schließlich geben diese vorab Empfehlungen ab. Zum anderen ist die Ernennung mit neuen Aufgaben verbunden, was für Spannung sorgt.

Was kommt nun in der Funktion als neuer Dekan alles auf Sie zu?
Ammer: Zunächst ist man als Dekan das Bindeglied zwischen Bischof und Mitbrüdern. Das heißt, man gibt die Anliegen von einer zur anderen Seite weiter. Außerdem vertritt der Dekan die Priester in der Öffentlichkeit, weshalb ich auch mehr Termine wahrzunehmen habe. Zudem geht es um die Koordinierung der Seelsorge in den 18 Pfarreien. Eine große Aufgabe dabei ist es, für möglichst wenige Ausfälle aufgrund des Priestermangels zu sorgen.

Wo wollen Sie bei Ihrer Arbeit Schwerpunkte setzen?
Ammer: Wir müssen verstärkt an der Jugend ansetzen, ohne die anderen Gläubigen aus dem Auge zu lassen. Die Ministranten haben wir ja – allein in unserer Seelsorgeeinheit sind es 136. Die Arbeit mit dem Nachwuchs können wir jedoch weiter stärken. Außerdem müssen wir den Gemeinden zeigen, dass wir als Geistliche da sind, auch wenn wir weniger werden.

Kinder für die Kirche zu begeistern, wie geht das?
Ammer: Wenn ich da ein Rezept hätte, würde ich es verkaufen. Man muss die Begeisterung der Ministranten, die ja da ist, gegenseitig fördern. Da sind auch die älteren Messdiener gefragt, die Vorbilder für die Jüngeren sind. Kirche ist ein Gemeinschaftserlebnis, als Ministrant steht man sogar ein bisschen im Rampenlicht. Wenn ein Mädchen oder Junge an Weihnachten mit 65 Gleichgesinnten in die Kirche einzieht, ist das durchaus ein imposantes Erlebnis. Wichtig ist auch, dass die Ministranten einen kurzen Draht zum Pfarrer haben. Ich kenne zum Beispiel alle 136 mit Namen, das ist ein entscheidender Faktor. So fühlen sich die Kinder geborgener.

Durch die neuen Aufgaben werden Sie öfter auswärts unterwegs sein. Wird dies Folgen für Ihre eigene Pfarrei in Pilsting haben?
Ammer: Ich hoffe, dass die Folgen nicht deutlich spürbar werden. Natürlich werde ich weniger vor Ort sein, trotzdem muss ich sichtbar bleiben. Die Menschen in der Pfarreiengemeinschaft Pilsting-Großköllnbach-Parnkofen haben schließlich ein Recht auf ihren Pfarrer. Trotzdem braucht es nun mehr Mitverantwortung von Seiten der Gemeinde, zum Beispiel des Pfarrgemeinderats. Dieser ist auch bereit, sich stärker zu engagieren.

Im Nachbardekanat Pfarrkirchen musste vor kurzem der Landauer Stadtpfarrer Christian Kriegbaum aus gesundheitlichen Gründen sein Amt als Dekan niederlegen, wenige Monate nach der Ernennung. Fürchten auch Sie die Folgen der Mehrbelastung?
Ammer: Ich danke Gott, dass ich bei guter Gesundheit bin. Trotzdem war das für mich eine Warnung, dass der Mensch nicht bis ins Unermessliche belastbar ist. Daher werde ich besonders achtgeben. Es wird für mich wichtiger werden, einen echten freien Tag zu nehmen. Das habe ich bisher vernachlässigt. Ich genieße auch gerne gutes Essen mit einem schönen Glas Wein, sicherlich sollte ich dabei etwas aufpassen, genauso wie bei den vielen Gratulationen und Festen. Aber es schmeckt halt immer so gut.

Das Bistum Passau hat dieses Jahr eine Strukturreform durchgeführt. Nun gibt es nur noch zehn Dekanate. In Ihrer Diözese sind es noch 33. Denken Sie, dass demnächst auch im Bistum Regensburg Zusammenschlüsse kommen?
Ammer: Wir haben bereits vor zehn Jahren umstrukturiert und sind meiner Meinung nach so aufgestellt, dass sich mittelfristig nichts ändern wird. Ich bin zudem skeptisch, ob immer größere Verbünde besser sind. Seelsorgeeinheiten sind nicht beliebig erweiterbar. Es gibt Grenzen, um den Menschen gerecht zu werden.

Was wollen Sie als Dekan in ihrer Amtszeit erreichen?
Ammer: Ich möchte betonen, dass ich nicht der Präsident der Pfarrer im Dekanat bin, sondern nur ein Gleicher unter Gleichen mit einer besonderen Aufgabe. Daher werden wir alles gemeinsam erreichen. Ein Ziel ist aber sicher die Einheit der kirchlichen Mitarbeiter zu stärken und großen Wert auf die Laienmitarbeiter zu legen. Wir wollen auch, dass die Gläubigen merken, dass wir sie nicht hängen lassen, wenn es brennt. Das wird Zeit kosten, aber dafür sind wir schließlich auch da. Ein konkretes Ziel ist die Umsetzung einer Internetseite für das Dekanat, die gerade im Entstehen ist. Damit können wir einen möglichst breiten Informationsfluss und eine sympathische Präsenz in diesem Medium ermöglichen.

Das Gespräch führte Gregor Wolf von der Landauer Neuen Presse.

(Quelle: Artikel der Landauer Neuen Presse vom 14.10.2010)